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Fabian Schirmaier

Hinzugefügt 3 December von IAmJonnyIn Eure Geschichten0 Kommentare

Blonde Locken und ein ungewöhnlich reflektierter Blick – Fabian war ein hübsches und sehr sensibles Kind. Höflich, freundlich, lustig und immer darauf bedacht sich mit allen zu verstehen. Seine Fröhlichkeit wurde ihm in einem kurzen Leben mehrfach auf grausame Weise genommen. Seine Empathie hat er sich bis zuletzt bewahrt…
Fabian Schirmaier wurde am 06.08.1989 in Stühlingen geboren. Er war 16 Jahre alt, als er 2006 nach einem fatalen Sturz mit einem doppelten Schädelbasisbruch, mehreren Brüchen im Gesicht und schwersten Gehirnblutungen für drei Wochen ins Koma fiel. Ein Wunder und 1 ½ Jahre Kampf und Rehabilitation halfen ihm zurück in ein gezeichnetes Leben.
Ob es seine Gehbehinderung, sein eingeschränktes Sehvermögen oder einfach nur die kranke Lust auf Gewalt eines einschlägig bekannten Kriminellen war, die ihn im Februar 2009 „zunächst fast“ ein zweites Mal das Leben kostete weiß nur der Täter. „Lass uns doch reden, lass uns doch reden…“ schrie Fabian, als ihn R., den er nie zuvor gesehen hatte, ohne jede Vorwarnung und ohne Grund, zu Boden prügelte und immer wieder auf seinen Kopf eintrat. Mehrere Personen waren Zeugen dieses abscheulichen Verbrechens. Keiner von ihnen schritt ein und niemand wollte sich vor Gericht daran erinnern was passiert war. 50 Arbeitsstunden waren alles, was R. für diese widerwärtige Tat „bezahlte“.
Fabian bezahlte sie mit seinem Leben. Sein Körper hat die Brutalität trotz immenser Vorschädigungen und erneuter Hirnblutungen verkraftet. Seine Psyche konnte die erlebte Gewalt, Kälte und Ungerechtigkeit nicht verarbeiten.
Fabian starb am 21.08.2010 im Alter von 21 Jahren an seiner zerstörten Seele.

 

Guten Tag Herr und Frau S.,
eigentlich wollte ich R. schreiben, ich gehe davon aus, es ist Ihr Sohn. Falls er es nicht ist, dann entschuldigen Sie bitte und werfen den Brief weg. Ich schreibe Ihnen im Namen meines verstorbenen Sohnes Fabian. Das habe ich mir geschworen und ich habe lange damit gewartet. Früher war mein Sohn Fabian ein lustiger, lieber Kerl, bis er 2006 den schrecklichen Unfall hatte. Erst lag er wochenlang im Koma, danach musste er über ein Jahr in eine Reha-Klinik. Dass er später in Neckargemünd eine Ausbildung machen durfte, war ein Glücksfall, so dachten wir jedenfalls. Leider konnte er nicht einmal das erste Jahr vollenden…

Im Dezember 2009 musste sich Ihr Sohn Robin in Nürtingen vor Gericht verantworten, weil er Fabian Ende Februar 2009 zusammen-schlug und ihn so lange auf den Kopf trat, bis er eine Gehirnblutung erlitt. Viele haben zugeschaut, keiner hat geholfen. Von diesem Moment an ging es Fabian physisch und psychisch immer schlechter. Er konnte nicht verstehen, warum ihn jemand so lange schlägt, obwohl er Ihn anflehte, damit aufzuhören. Fabian hätte damals sterben können, vielleicht wäre es sogar besser für ihn gewesen.

Sie, Frau S., haben sich damals über 50 Arbeitsstunden aufgeregt.

Wir hätten gerne auf das Schmerzensgeld verzichtet, Fabian wollte nur eine Entschuldigung. Wir sind nach Nürtingen gefahren zum Landratsamt, aber Robin kam einfach nicht und entschuldigte sich auch nicht. Später konnten wir mit dem Geld einen Teil der Beerdigung bezahlen. Sie war letztes Jahr am 03.09. Nächsten Dienstag ist es ein Jahr, dass Fabian nicht mehr da ist.

Frau Hagen, die Richterin von damals, hat mir den Vorschlag gemacht, den “Fall” noch einmal aufzurollen. Diese Angstzustände, diese Depressionen, die Fabian erleiden musste. Schließlich wollte Fabian nicht mehr leben. Vermutlich ist es Ihnen egal, dass ich, meine Kinder, meine Eltern und Geschwister leiden und Fabian so vermissen.
Ich wünsche nicht einmal meinem ärgsten Feind diese Qualen, diesen Schmerz, den wir bis an das Ende unserer Tage aushalten müssen, vielleicht ein paar Minuten, damit Sie eine Ahnung bekommen, wie das ist.

Nächsten Dienstag ist Fabians Todestag. Diesen Tag sollte Ihr Sohn sich merken, der 23.08. Der schlimmste Tag in meinem Leben und meiner Familie.

Fabians Mutter
Sonja Roeder

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